Schreibwettbewerb Lingener Feder 2025
Thema „Es geschah in Lingen …“

Moin zusammen!

Am 05. Juli 2025 wurde die Longlist zum Lingener Schreibwettbewerb „Es geschah in Lingen …“ veröffentlicht.
Leider hat es meine Geschichte nicht in die TOP 20 geschafft. Dennoch stelle ich euch meine Idee zur Verfügung! Viel Spaß beim Lesen! Wie findet ihr die Geschichte? Gebt gerne Feedback!
Wenn ihr die 20 Kurzgeschichten lesen möchtet, folgt dem Link Lingens Feder von Wortglitzer, dort könnt ihr auch abstimmen. Mein Favorit ist Sonja Sielker „Sounds of Lingen“. Eure Sandra

Hier klicken um meine eingereichte Geschichte zu öffnen!

„Es geschah in Lingen …“

Der Schatz der Kivelinge
 
Es war ein lauwarmer Frühlingsabend, als Emma die Türen vom Emslandmuseum hinter sich abschloss. Die junge Frau mit den wachen, grünen Augen und dem schulterlangen dunkelbraunen Haar, war nicht nur eine angehende Historikerin, sondern besaß eine außergewöhnliche Gabe: Sie konnte mit Geistern in Kontakt treten. Diese Fähigkeit hatte sie schon als Kind entdeckt, als sie plötzlich die Stimme ihrer verstorbenen Urgroßmutter hörte. Seitdem hatte Emma gelernt, die Geisterwelt zu nutzen, um ungelöste Rätsel der Vergangenheit zu entschlüsseln. Heute hatte eine ältere Dame Emma im Emslandmuseum aufgesucht und ihr einen verschlissenen Brief gezeigt. Der Empfänger dieser Zeilen war ein Nachkomme des Bischofs aus Münster, der vor vielen Jahrhunderten in Lingen gelebt hatte. Angeblich gab es einen Schatz der Kivelinge, von unermesslichem Wert, der irgendwo in der Stadt versteckt sein sollte. Emma hatte schon des Öfteren davon gehört und selbst einige Nachforschungen diesbezüglich unternommen. Leider verliefen sie stets im Nirgendwo. Die Geister, die sie in dieser Angelegenheit befragt hatte, konnten ihr nicht weiterhelfen. Der Brief aber, gab ihr neue Hinweise und Hoffnung. Die Studentin hatte sich fest vorgenommen, diesen Schatz zu finden. Was würde Herr Krone, der Oberbürgermeister von Lingen sagen, wenn passend zur 1050-Jahrfeier, den Bürgern ein lang verschollener Schatz präsentiert werden konnte.
 
Am nächsten Tag machte Emma sich gleich an die Arbeit und stattete der Alten Posthalterei einen Besuch ab. Dieses Gebäude wurde in dem Brief erwähnt. Es diente viele Jahrzehnte als Knotenpunkt der Post. Jetzt war es ein tolles Restaurant und ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Emma nahm in der hintersten Ecke Platz, bestellte sich einen heißen Kakao und holte den Brief hervor. Um in Kontakt mit den Geistern treten zu können, brauchte sie immer einen Gegenstand. Sie schloss die Augen, berührte den Brief und holte mehrmals tief Luft. Es dauerte nicht lang und eine Frau, die altertümliche Kleidung trug, setzte sich Emma gegenüber. Es war eine Lichtgestalt, fast durchsichtig. Die Frau flackerte wie eine alte Glühbirne, die kurz davor war, durchzubrennen. »Was verschlägt Euch denn in diese Zeit?«
»Mein Name ist Emma. Ich bin auf der Suche nach dem Schatz der Kivelinge. Der Bischof Matthies aus Münster, der eine Zeit lang in Lingen gelebt hat, soll sich hier öfter mit einem Bauern getroffen haben. Könnt ihr Euch an die beiden erinnern?«
Die junge Frau presste die Lippen zusammen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihr eine Antwort gab. »Ja, der Bischof war immer sehr nett zu mir. Gab mir jedes Mal ein großzügiges Trinkgeld. Der Name seiner Begleitung war Bernd, der Bauer. Er hatte in Altenlingen, bei einem schmalen Emsübergang, seine Ländereien.«
Emma verspürte plötzlich eine unaufhaltsame Kälte auf sich zukommen. Aus ihrem Mund traten weiße Atemwolken hervor. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. In der nächsten Sekunde stürmten schwarze Schattengestalten in die Alte Posthalterei. Verdammt! Das waren die Jäger der Unterwelt. Mit denen war nicht gut Kirschen essen, das hatte Emma bereits mehrfach erlebt. Die Schattengestalten kamen aus dem Reich des Todes. Es wurde dort nicht gern gesehen, dass engelsgleiche Personen wie Emma eine war, in der Zwischenwelt herumlungerten. Die junge Frau sprang schreiend auf und wurde von nebelartigen langen Fingern fortgerissen. »Dort gibt es eine Truhe!«, waren ihre letzten Worte, bevor sie sich mit den Schattengestalten in Luft auflöste.
Zack – Emma war wieder in der realen Welt. Sie schüttelte sich, um die Kälte loszuwerden. Ihr heißer Kakao war in der Tasse gefroren. Mist, gerade jetzt hätte sie die Wärme gebrauchen können. Eine Kellnerin erschien. »Sie dürfen hier nicht rauchen.«
Emma schaute sie verwirrt an. »Ich rauche nicht.«
Die Kellnerin fuchtelte mit ihren rotlackierten Nägeln durch die Luft. Feiner schwarzer Rauch waberte über dem Tisch. »Und was ist das dann für ein Qualm?«
Es folgte ein Schulterzucken. »Vielleicht brennt was in eurer Küche.« Emma schnappte sich den Brief und legte fünf Euro auf den Tisch. »Stimmt so.« Sie eilte schnellen Schrittes aus der Alten Posthalterei. Also musste sie jetzt herausfinden, wo damals der Hof von Bauer Bernd gestanden hatte. Emma machte sich gleich an die Arbeit und suchte das Stadtarchiv auf. Tatsächlich gab es von diesem Zeitalter noch alle Unterlagen.
Natürlich war der Hof nicht mehr vorhanden, aber Emma wusste, wo sich die Stelle ungefähr befand. Letztes Jahr im Mai, hatte sie mit Freunden eine Kanutour unternommen. Die Ems schlängelte sich durch die grüne Landschaft in Richtung Kiebitz. Kurz nach der Autobrücke, war Emma ein kläglicher Rest von Holzbalken aufgefallen, die auf einer Wiese lagen. Sollte sie dort ihre Suche starten?
 
Am nächsten Tag schien die Sonne und somit war es der perfekte Moment, um sich beim Kanu-Camp in Schepsdorf, ein Boot zu mieten. Die Strömung brachte Emma schnell an die Stelle, an der sie den Hof vermutete. Ein langer dicker Ast, der von einer Eiche ins Wasser ragte, diente als Ankerplatz. Wenige Augenblicke später stand Emma am Ufer. Sie hatte sich einen Spaten mitgenommen und einen Metalldetektor. Laut Lageplan musste hier das Haus gestanden haben. Früher waren die Höfe recht klein gehalten. Der Metalldetektor schwebte über die Wiese. Es dauerte nicht lang und er gab piepende Geräusche von sich. »Na, dann wollen wir mal graben.« Emma rieb sich motivierend die Hände und legte los. Schon nach wenigen Minuten tropfte ihr der Schweiß von der Stirn. Doch sie gab nicht auf. Nachdem Emma ein tiefes Loch gebuddelt hatte, stieß ihr Spaten auf etwas Festes. Sie hatte tatsächlich die Kiste gefunden. Aufregung, gepaart mit unendlicher Neugier, ließen ihren Puls in die Höhe steigen. Aber wie sollte sie die schwere Truhe nur aus dem Loch hieven? Emma legte sich bäuchlings auf den Boden. Sie wollte versuchen, die Kiste mit dem Spaten zu öffnen. Es gelang ihr – doch was war das? Gähnende Leere tat sich vor ihren Augen auf. »So ein Mist!«
Wie aus heiterem Himmel verdunkelte sich die Umgebung. Es drangen quälende Geräusche aus der Truhe. Schwarze Schatten schossen ihr entgegen und umwickelten Emma wie dicke Tampen. Sie rang nach Luft. Diese verdammten Dämonen aus der Unterwelt schon wieder. Aus einem der Schatten formte sich eine Gestalt. Die Augen glühten wie rote Lava in einem schmalen finsteren Gesicht. »Emma! Du sollst nicht in unserer Welt umherirren!« Die Worte klangen wie ein tiefes Grollen. Seine langen schwarzen Finger berührten die Wange von Emma, die darauf einen schmerzhaften Laut von sich gab. Es brannte wie Feuer.
»Ich will nur den Schatz der Kivelinge finden«, brachte sie erstickt hervor.
»Warum?«, krächzte die dunkle Stimme.
»Weil er ins Emslandmuseum gehört. Er gehört zur Geschichte der Stadt.«
Der böse Geist lockerte die Schlingen und nahm Abstand zu ihr. »Du wirst ihn hier nicht finden.«
Emma schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an. »Wo ist er dann?«
»Graf Nikolaus hat den Bauern getötet und den Schatz gestohlen«, sagte der schwarze Schatten. »Du musst ihn aufsuchen.«
»Kommt ihr mir dann wieder in die Quere?«
Die Schattengestalt löste sich von ihrem Körper. »Wenn du den Schatz wirklich für einen guten Zweck einsetzt, lassen wir dich in Ruhe.«
»Das werde ich, versprochen.« Emma hob schwörend die Hand.
Der Dämon löste sich langsam auf und die roten Augen verschwanden.
Na toll – wie sollte Emma mit dem Graf Nikolaus in Kontakt treten? Die damalige Burg, in der der Graf residiert hatte, war durch eine starke Explosion vernichtet worden. Der Pulverturm ebenfalls. Aber halt – einige von den originalen Steinen wurden zum Wiederaufbau verwendet.

*
Mitten in der Nacht suchte Emma den Pulverturm auf. Um diese unchristliche Zeit befand sich Lingen im Tiefschlaf. Der Vollmond gab genügend Licht ab, somit musste Emma keine Taschenlampe benutzen. Sie legte ihre Hände auf die kühlen Steine, nahm mehrmals tief Luft, schloss die Augen und wurde durch die Zeit katapultiert. Als Emma ihre Augen öffnete, stand sie im Speisesaal der Burg. Der lange Holztisch war festlich eingedeckt. Im Kamin knisterten die Holzscheitel. Sie gaben eine angenehme Wärme ab. Emma ließ ihre Finger über den Stoff des Stuhles gleiten, der am Kopfende stand. »Wer seid Ihr?«, erklang eine tiefe Männerstimme.
Emma erschrak und wich zurück. »Entschuldigt bitte mein Eindringen. Sind Sie Graf Nikolaus?«
Der ältere Herr betrachtete den weiblichen Eindringling mit Argwohn. »Wenn Ihr nicht auf der Stelle Euren Namen sagt, werde ich die Wachen rufen!«
»Mein Name ist Emma. Ich suche den Schatz der Kivelinge.«
Er stutzte und entgegnete brummig: »Ich habe ihn nicht.«
»Nicht?« Emma zog die Braue hoch. »Haben Sie ihn nicht dem Bauern Bernd abgenommen?«
»Weib … der Schatz war nur kurz in meinem Besitz.«
»Und wer hat ihn gestohlen?«
Der Graf nahm auf seinem Stuhl Platz, worauf ein Diener erschien und ihm Wein einschenkte. »Der Rotzlöffel war einer der Kivelinge. Schlauer Bursche, ist in die Burg eingedrungen und hat sich den Schatz geschnappt.«
»Kennen Sie seinen Namen?«
Der Graf gab einen langen Seufzer von sich. »Wenn ich den Namen des Knappen gewusst hätte, hätte ich ihn geköpft und mir den Schatz zurückgeholt.«
»Wie sieht der Schatz denn aus?«, wollte Emma von ihm erfahren.
Der Graf nippte an seinem goldenen Kelch. »Es ist eine …«
Mehr konnte Emma nicht hören, da sie unerwartet aus der Unterwelt zurückgeschickt wurde. »Verdammt! Warum ausgerechnet jetzt!«, fluchte die junge Dame. Völlig deprimiert fuhr Emma nach Hause. Sie beschloss, die Unterlagen im Museum erneut zu durchforsten.
 
Da war nichts! Emma konnte keinen Hinweis auf einen Schatz finden. Sie ließ den Kopf niedergeschlagen auf den Schreibtisch sinken und fluchte leise vor sich hin.
»Du suchst an der falschen Stelle«, erklang eine freundliche Stimme.
Emma schreckte auf. Ein junger Mann stand vor ihr. Er trug die Tracht der Kivelinge. Er war ein Geist! »Wer bist du denn?«
»Fritzi. Ich habe dem Grafen den Schatz gestohlen. Du suchst mich doch, oder?«
»Äh, ja, genau.«
Fritzi schwebte durch den kleinen Raum. Er ließ interessiert seinen Blick über die Bilder gleiten. »Wir sind noch immer bekannt in Lingen?« Der Geist sah niedlich aus. Braunes lockiges Haar umrandete sein schmales Gesicht. Er hatte sanftmütige braune Augen.
»Ja, euch zu Ehren wurde ein Verein gegründet. Alle drei Jahre findet das legendäre Kivelingsfest auf dem Marktplatz statt«, sagte Emma.
Fritzi zog die rechte Braue hoch. »Ich bin beeindruckt.«
»Du sagst, ich suche an der falschen Stelle?«
Der Geist kam zu ihr an den Tisch. »Ja.«
Emma zuckte verzweifelnd mit den Schultern und schaute die schillernde Figur fragend an. »Und? Wo soll ich suchen?« In der nächsten Sekunde gab ihr Handy einen Ton von sich. Fritzi löste sich in Wohlgefallen auf. »Hey! Fritzi, wo ist der Schatz?« Ihre Frage ging ins Leere.
 
*
Am darauffolgenden Tag war Emma wieder im Emslandmuseum. Erneut wälzte sie sich durch einen Berg von Informationen. Leider wurden damals durch die schlimme Explosion, fast alle wichtigen Dokumente der Lingener Geschichte, vernichtet. Es klopfte und ein junger Mann trat ein. Emma stutzte. »Fritzi? Wieso trägst du normale Kleidung?«
»Äh, ich heiße Tobias.« Er ließ seinen Blick an sich hinabgleiten. »Was stimmt denn mit meiner Kleidung nicht?«
Tobias war das absolute Ebenbild von Fritzi – halt nur in modern und anscheinend auch real. Emma räusperte sich verlegen. »Sorry, hab dich mit jemandem verwechselt.«
»Mit Fritzi, der den Schatz vom Grafen gestohlen hat, nicht wahr?«
»Was … woher …« Sie verstummte.
Ein Lächeln huschte um seine Mundwinkel. »Er war auch bei mir. Wir sollen gemeinsam danach suchen.«
»Du kannst auch mit Geistern sprechen? Und sie sehen?« Emma war sichtlich überrascht.
Tobias nickte. Er holte einen verschlissenen Umschlag hervor. »In dem Brief steht, dass meine Vorfahren im Besitz des Schatzes der Kivelinge waren. Ich habe ihn bei meinem Urgroßvater gefunden, als er vor Wochen verstorben ist. Na ja, ehrlich gesagt, hat Fritzi mir gezeigt, wo ich ihn finde.«
»Wow! Und? Steht da auch, wo deine Vorfahren ihn versteckt haben?« Sie beäugte ihn neugierig.
»Jepp. Es muss das Gebäude sein, indem ein Drogeriemarkt eröffnen soll.«
Emma lachte. »Du meinst die unendliche Baustelle neben Kochlöffel
»Genau. Das Haus haben meine Vorfahren gebaut. Jedenfalls geht das aus dem Brief hervor.« Er reichte ihr den Zettel.
Emma sog den Text regelrecht auf. Tatsächlich – dort wurde das Gebäude in der Lookenstraße erwähnt. Und der damalige Besitzer des Schatzes, ein gewisser Hans Langschmidt, hatte ihn dort versteckt. »Und er wurde bei den jetzigen Bauarbeiten noch nicht gefunden?«
»Anscheinend nicht. Es wäre doch sicherlich in der Lingener Tagespost erwähnt worden, oder nicht?« Tobias verschränkte die Arme und grinste sie schelmisch an. »Wie wäre es, wenn wir beide uns dort mal umsehen?«
»Aber sowas von!«
 
Gegen Mitternacht trafen die beiden sich vor Kochlöffel. »Dann wollen wir mal«, sagte Tobias. Er schob so leise es ging, ein Mettalgitter auf. »Komm.«
Emma folgte ihm. Da es auf der Baustelle nichts Wertvolles zu entwenden gab, wurde nicht auf Sicherheit geachtet. Nach wenigen Minuten befanden sie sich im Inneren. Der Schein ihrer Taschenlampe huschte durch den dunklen offenen Raum. Tobias kicherte leise. »So, wie das hier aussieht, werden die dieses Jahr immer noch nicht eröffnen.«
Emma stimmte ihm durch ein Nicken zu. »Aber wo ist hier ein Schatz versteckt?«
»Eine sehr gute Frage«, seufzte Tobias.
Wie aus dem Nichts, tauchte Fritzi direkt vor den beiden auf. »Seid gegrüßt!«
»Mann – musst du mich so erschrecken!« Emma holte tief Luft. Als sie die beiden nebeneinander stehen sah, zog sie eine Grimasse. Fritzi und Tobias hätten eineiige-Zwillinge sein können. Irgendwie gruselig, dieser Anblick.
»Ich zeige euch die Stelle.« Fritzi schwebte davon.
Emma und Tobias folgten dem Geist. In der hintersten Ecke klebte Fritzi regelrecht an der Decke. Er sah wie eine platte Flunder aus. »Hier, hinter dem Holzbrett ist er.«
»Toll, wie sollen wir da denn drankommen?« Emma blickte skeptisch gen Decke.
»Hiermit.« Tobias hatte eine Leiter gefunden. Er suchte einen festen Stand und kletterte die Sprossen hinauf. Seine Finger tasteten am Holzbrett entlang. »Ich brauche einen Schraubenzieher, sonst kann ich das Brett nicht lösen.«
Emma machte sich schnell auf die Suche nach einer Werkzeugkiste und kam mit einem Schraubenzieher zurück. »Hier!«
Fritzi geisterte neugierig um die beiden herum.
Es knarzte und quietschte, als Tobias versuchte, das Brett zu entfernen. Nach wenigen Minuten fiel es zu Boden. Emma starrte zum dunklen Loch, dass sich vor ihren Augen auftat. »Und? Was siehst du?«
Tobias Finger tasteten vorsichtig den Hohlraum ab. »Ja, hier ist was!«
»Was denn? Los, sag schon!«, rief Emma völlig aus dem Häuschen. Sie reckte ihren Hals, in der Hoffnung, schon was sehen zu können.
Tobias trat langsam die Sprossen hinunter und hielt eine verstaubte Ledermappe in der Hand.
»Mach sie auf!«, drängte Emma.
»Ich glaube, ihr bekommt Besuch«, meinte Fritzi.
Beide sahen sich erschrocken um. Ein Lichtkegel war am Eingang zu sehen. »Hallo? Ist hier jemand?«, rief eine Männerstimme.
»Kommt, ich kenne einen Hinterausgang«, flüsterte der Geist. Nach wenigen Augenblicken traten sie auf der Rückseite des Gebäudes, ins Freie.
Da ihre Neugier so groß war, und sie nicht bis zum Morgen warten wollten, suchten sie das Emslandmuseum auf. Emma hatte einen Schlüssel. Tobias öffnete die Mappe und zum Vorschein kamen viele Dokumente. Und: »Ist das etwa eine Briefmarke?«
»Warte!« Emma reichte ihm Handschuhe und eine Pinzette. »Wir müssen vorsichtig sein.«
Seine Hand zitterte leicht, als Tobias das winzige Stück Papier zwischen der Pinzette fixierte. »Die ersten Briefmarken gab es im 19. Jahrhundert. Die hier scheint wesentlich älter zu sein.«
»Tja, da war Lingen wohl kreativer gewesen«, feixte Emma. Sie hob die Mappe vom Tisch und stutzte. »Da ist doch noch was in dem Leder versteckt.« Ihre Finger glitten sanft über das Material. Es fühlte sich an, als wären Körner eingearbeitet. Emma entdeckte eine offene Naht. Sekunden später kullerten rote glänzende Steinchen auf den Tisch. »Sind das etwa Rubine?«
Fritzi erschien in seiner glänzenden Gestalt und sagte: »Bischof Matthies hat meinem Onkel Bernd eine Truhe anvertraut. In der befanden sich wichtige Dokumente und Rubine. Er wollte, dass die Steine für die Stadt Lingen eingesetzt werden. Graf Nikolaus aber wollte die Edelsteine für sich allein. Er brachte meinen Onkel um und nahm die Mappe an sich. Die ich ihm wieder gestohlen habe. Ich versteckte sie. Seitdem wurde sie von Generation zu Generation weitergereicht.«
Emma wollte von ihm wissen: »Warum habt ihr die Steine nicht verkauft?«
»Lingen wurde mehrmals besetzt, dass machte einen Verkauf unmöglich. Langsam, aber sicher geriet die Mappe und die Steine in Vergessenheit«, erklärte Fritzi.
»Dann werden wir jetzt dafür sorgen, dass die Dokumente und Rubine, im Emslandmuseum ausgestellt werden. Das verspreche ich dir!«
Und so war es auch. Emma und Tobias, zeigten dem Leiter des Museums, ihren spektakulären Fund. Dr. Spannhoff traute seinen Augen nicht. Auf die Frage, wie und wo die beiden den Schatz gefunden hatten, lautete die Antwort: Die Mappe lag einfach vor der Museumstür.
Die Briefmarke wurde zur 1050-Jahrfeier als limitierte Auflage gedruckt.
Die Rubine erhielten einen Ehrenplatz in einer Vitrine und konnten von den Museumsbesuchern bestaunt werden.
Dank der Dokumente konnten einige geschichtliche Geheimnisse der Stadt gelüftet werden.
Und jedes Mal, wenn Emma die Rubine ansah, spürte sie die Verbindung zu den Menschen, die vor Jahrhunderten in dieser Stadt gelebt hatten. Sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Die Geschichte von Lingen war noch lange nicht zu Ende. Und Emma wusste, dass sie ein Teil davon geworden war.
 
 

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Emsblick – aktuelle Ausgabe Mai/2025